Ältere Arbeitnehmende verunfallen nicht häufiger, aber anders

Im Alter nimmt die körperliche Leistungsfähigkeit und vor allem die Reaktionsfähigkeit ab. Trotzdem sind ältere Arbeitnehmende nicht häufiger von Unfällen betroffen. Aber ihre Verletzungen sind oft gravierender und die Kosten höher als bei jüngeren Arbeitnehmenden.

Ältere Mitarbeitende – weniger Unfälle, aber höhere Kosten

Lediglich 19 Prozent aller Berufsunfälle betreffen über 50-Jährige. Diese verursachen aber 30 Prozent aller jährlich anfallenden Unfallkosten in der Schweiz. In absoluten Zahlen ausgedrückt: Die über 50-Jährigen erleiden 50 000 Berufsunfälle jährlich und lösen dadurch eine halbe Milliarde Versicherungsleistungen aus.

Ein Berufsunfall eines 30-Jährigen kostet im Mittel 3500 Franken. Jener eines 55-Jährigen beläuft sich auf 8000 Franken. Dieser massive Unterschied hat vermutlich zwei Gründe. Zum einen verdienen ältere Personen mehr und verursachen dadurch höhere Taggeldleistungen. Zum anderen verletzen sich ältere Personen schwerer und haben eine längere Heilungsdauer, was zu höheren Heilkosten führt.

Da die Zahl der über 50-Jährigen in allen Berufsbranchen der Schweiz – mit Ausnahme vielleicht der Berufssportler – in den kommenden Jahren stark steigen wird, ist der Handlungsbedarf klar. Die über 50-Jährigen stellen in Zukunft eine sehr wichtige Zielgruppe für Massnahmen im Bereich der Arbeitssicherheit dar.

Wie verunfallen ältere Arbeitnehmende?

Die Unfallstatistik der Schweiz zeigt, dass ältere und jüngere Arbeitnehmende bei den gleichen Tätigkeiten verunfallen. Unterschiede zeigen sich bei einigen Unfallhergängen. Bei 35 Prozent aller Berufsunfälle von über 50-Jährigen handelt es sich um Stolperunfälle. Bei jüngeren Verunfallten ist der Anteil viel tiefer: 21 Prozent bei unter 30-Jährigen und 28 Prozent bei unter 50-Jährigen. Leicht häufiger zu beobachten ist bei älteren Verunfallten das Anstossen / Anschlagen an etwas. Sehr oft geschieht dies im Zusammenhang mit dem Ausgleiten. Die Person fällt hin und schlägt sich den Ellbogen oder den Kopf an. Unfallhergänge durch Getroffen werden sowie Schnitt-, Stich- und Schürfverletzungen sind hingegen mit höherem Alter klar seltener.

Stolperunfälle vermeiden

Die Eidgenössische Koordinationskommission für Arbeitssicherheit EKAS stellt kostenlose Online-Tools zur Verfügung, die unter anderem helfen, Stolperfallen im Büro aufzuspüren und zu vermeiden. Finden Sie weitere Informationen zu den Tools und Tipps rund um die Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz im Büro unter www.prävention-im-büro.ch

Auch im Verletzungsmuster der Verunfallten zeigen sich Unterschiede zwischen den Altersgruppen. Die Verletzungen betreffen bei allen am häufigsten Hand, Fuss und Knöchel. Bei älteren sind jedoch oft auch komplexere Strukturen wie Knie, Schulter, Ellbogen, Rumpf oder Rücken betroffen. Dies erklärt einen Teil der höheren Kosten.

Erfahrung vs. körperliche Leistungsfähigkeit

Mit dem Alter steigt die berufliche Erfahrung. Ältere Mitarbeitende kennen die Gefährdungen und die Sicherheitsregeln. Sie können aufgrund ihrer Erfahrung bestimmte Unfälle vermeiden. Umgekehrt verhält es sich bei Unfällen, die in Zusammenhang mit der körperlichen Leistungsfähigkeit entstehen. Die körperliche Leistungsfähigkeit setzt sich aus drei Komponenten zusammen: Reaktionsgeschwindigkeit, Gleichgewichtssinn und Kraft. Da mit zunehmendem Alter diese drei Elemente alle abnehmen, sind Unfälle, die mit der körperlichen Leistungsfähigkeit in Verbindung stehen, bei älteren Arbeitnehmenden häufiger.

Dies lässt die Erkenntnis zu, dass die Erfahrung von älteren Arbeitnehmenden zur Vermeidung von Unfällen nutzbar gemacht werden könnte. Gleichzeitig sollte jedoch die körperliche Leistungsfähigkeit jüngerer Arbeitskräfte zur Entlastung älterer Mitarbeitenden eingesetzt werden. Ein reziproker Ausgleich zwischen Erfahrung und körperlicher Leistungsfähigkeit im Verbund über Generationen hinweg könnte somit auf betrieblicher Ebene zur Reduktion der Unfallhäufigkeit jüngerer wie auch älterer Arbeitnehmenden einen Beitrag leisten.

 

Dieser Artikel wurde in ungekürzter Fassung erstmals im EKAS Mitteilungsblatt Nr. 84 im Mai 2017 publiziert. Autorin: Rahel Rüetschli Teamleiterin Statistik, Suva, Luzern

 

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