Sicherheitsbeauftragter werden – mit der richtigen Ausbildung

Unfälle können Betriebe jeder Grösse treffen. Ob Einmann- oder Grossbetrieb, Sicherheitsfragen müssen in jedem Betrieb diskutiert und Risiken präventiv angegangen werden. Doch braucht jeder Betrieb einen Sicherheitsbeauftragten? Welche Rolle muss dieser übernehmen? Und wo kann man sich weiterbilden? Dieser Artikel gibt Antworten darauf – mit einem fiktiven Fallbeispiel.

Pascal hat vor drei Jahren mit zwei Studienkollegen ein Startup gegründet. Nach und nach kamen weitere Mitarbeitende dazu. Nachdem sie in den ersten Monaten im Homeoffice und im öffentlichen Coworking Space gearbeitet hatten, war es an der Zeit, mit den nun 5 Mitarbeitenden eigene Büroräumlichkeiten zu mieten.

Nach kurzer Zeit werden sie fündig. Eine alte Industriehalle, die sie zwischennutzen können. Pascal ist Chef des Startups und glücklicherweise sehr sicherheitsaffin. Denn die alte Industriehalle hat einige Tücken, wie Treppen ohne Handläufe, Schwellen ohne Markierung, keine Schächte für die unzähligen Kabel, die für Computer, Drucker und weitere Geräte verlegt werden müssen. So recherchiert Pascal im Internet nach möglichen Sicherheitsvorkehrungen für das neue Büro. Und wie er die anstehenden Sicherheitsfragen angehen und organisieren soll.

Pascal macht alles richtig. Denn organisieren ist Chefsache. Auch der Aufbau eines Sicherheitssystems im Betrieb ist eine Führungsaufgabe.1 Dazu gehört beispielsweise die Gefährdungsermittlung. Die Führungsperson kann jedoch gewisse Aufgaben delegieren und sich von Mitarbeitenden unterstützen lassen. Je nach Betriebsgrösse macht es Sinn, einen Mitarbeitenden im Betrieb speziell als Sicherheitsbeauftrage bzw. Sicherheitsbeauftragten (SiBe) oder Kontaktaktperson für Arbeitssicherheit (KOPAS) ausbilden zu lassen. Pascals Startup ist mit weniger als 10 Mitarbeitenden noch relativ klein. So bleibt ihm nichts anders übrig, als die Aufgaben zur Arbeitssicherheit selbst zu übernehmen. Doch Pascal hat noch viel vor mit seinem Startup. Was wäre, wenn er plötzlich 50 Mitarbeitende hätte? Dann wird der Nachweis einer betrieblichen Sicherheitsorganisation für Pascals Unternehmen obligatorisch.2

Die Frage der Verantwortung

Was nicht delegiert werden kann, ist die Verantwortung. Der Sicherheitsbeauftragte unterstützt und berät den Arbeitgeber und Linienvorgesetzte bei Fragen zur Arbeitssicherheit und zum Gesundheitsschutz. Er trägt die Verantwortung für die fachliche Richtigkeit seiner Empfehlungen. Die Verantwortung für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz bleibt jedoch bei der Geschäftsleitung und den Linienvorgesetzten.

Aufgaben und Pflichtenheft eines SiBe’s im betrieblichen Sicherheitssystem

Erfahren Sie mehr zu den Aufgaben eines Sicherheitsbeauftragten innerhalb der betrieblichen Sicherheitsorganisation im Artikel Ich bin Sicherheitsbeauftragte... Was nun? – Die ersten Schritte als SiBe.

Sicherheitsbeauftragten bestimmen

Idealerweise übernimmt ein Mitarbeitender die Rolle des SiBe, der sich für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz interessiert und Einfühlungsvermögen besitzt. Gesucht ist eine Person mit Überzeugungskraft, die gewillt ist, sich das nötige Fachwissen anzueignen und die die Anliegen in Sachen Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz in der Geschäftsleitung und bei Mitarbeitenden engagiert einbringen kann.

Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten

Und wo können sich Mitarbeitende das nötige Wissen für die Arbeit als SiBe oder KOPAS aneignen? Welche Lehrgänge gibt es für die Weiterbildung? Und mit welchen Kursen, Workshops und Lernprogramme können die erworbenen Kenntnisse durch Fortbildung auf dem neusten Stand gehalten werden? Pascal findet die Antworten im Netz:

Fehlt es dem SiBe am nötigen Know-how und den elementaren Informationen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich diese anzueignen. Der Königsweg zu einer Sicherheitsorganisation führt für viele KMU über sogenannte Branchenlösungen. Diese bieten Mitgliedsbetrieben ein branchenspezifisches Sicherheitssystem an. Ein Handbuch zu allen relevanten Punkten, der Beizug von ASA-Spezialisten und verschiedene Dienstleistungen sind dabei inbegriffen. Dazu gehört in den meisten Fällen auch die Weiterbildung für KOPAS. Ob für eine bestimmte Branche eine solche Lösung existiert, kann beim Branchenverband in Erfahrung gebracht werden. Die EKAS führt zudem eine Liste der verschiedenen zertifizierten Branchenlösungen. Möglich ist auch eine Modelllösung, bei der das Unternehmen ein Sicherheits- oder Qualitätssicherungssystem einer Beraterfirma übernimmt und auf seine betrieblichen Verhältnisse anpasst. Die Arbeitssicherheits- und Gesundheitsaspekte sind darin integriert. Auch viele Anbieter von Modelllösungen unterstützen ihre Mitgliedsbetriebe durch ein entsprechendes Weiter- und Fortbildungsangebot. Eine Übersicht der von der EKAS zertifizierten Modelllösungen findet sich ebenfalls auf der Webseite der EKAS.

Die Suva bietet zahlreiche Lehrgänge und Kurse in den Bereichen Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz an. SiBe können entsprechend ihrer Funktionsstufe ihr Wissen gezielt vertiefen und sich mit entsprechenden Methoden und nützlichen Tools für ihre Tätigkeit vertraut machen.

Ein weiterer Anbieter von Kursen ist der Schweizerische Verein für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz. Er führt Kurse auch direkt im Betrieb durch.

Spezialist werden

Viele Sicherheitsbeauftragte möchten sich im Laufe der Zeit zu eigentlichen Spezialisten weiterbilden. Die Suva bietet EKAS-Lehrgänge zur Ausbildung von angehenden Spezialisten der Arbeitssicherheit gemäss Eignungsverordnung des Bundes an. Daneben gibt es ein neues Angebot: die Berufsprüfung für Spezialisten Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz. Dabei handelt es sich um eine eidgenössische Berufsprüfung, die vom Verein höhere Berufsbildung ASGS entwickelt wurde und vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) anerkannt wird. Der Trägerverein führt auf seiner Webseite eine Liste der Anbieter, die auf diese Berufsprüfung Vorbereitungskurse anbieten.

Gefährdungen im Büro mit dem SafetyCheck ermitteln

Um im Büroalltag auch mit einfachen Mitteln ohne grosses Fachwissen Gefahren wie Stolperfallen, unmarkierte Glastüren oder offene Kabelkanäle aufzudecken, dient der SafetyCheck – die Sicherheits-App der EKAS-Checkbox. Mit der App können Gefahren erfasst und Massnahmen zur Behebung geplant werden. Der SafetyCheck ersetzt keine systematische Gefährdungsermittlung gemäss ASA-Richtlinie (6508) der EKAS. Es ist ein Hilfsmittel, das Laien zur Förderung von sicheren und gesunden Arbeitsplätzen im Büro einsetzen können.

Kompetenzen und Verantwortlichkeiten regeln

Sobald mehrere Personen im Betrieb in der Verantwortung über die Arbeitssicherheit stehen, kann es zu Doppelspurigkeiten und Missverständnissen kommen. Um dies zu verhindern, ist es wichtig, die Aufgaben klar zu verteilen und die Kompetenzen zu regeln. Zu beantworten sind dabei drei Fragen: Welche Aufgaben müssen erledigt werden? Wer wirkt bei der Lösung der einzelnen Aufgaben mit? Welche Kompetenzen hat jeder einzelne? Idealerweise beantworten Vorgesetzte und Mitarbeitende diese Fragen gemeinsam.

Eine Sicherheitskultur zum Leben erwecken

Gemeinsam soll auch im Betrieb das Thema Arbeitssicherheit angegangen werden. Damit eine Sicherheitskultur gelebt wird, ist es wichtig, Sicherheit zum Dauerbrenner zu machen. Sicherheit muss in die betriebsinterne Kommunikation eingebaut und zu einem laufenden Prozess werden. Sicherheit gehört ins Leitbild des Betriebs. Sind Sie Chef oder Chefin eines Betriebs, bieten Sie Ihren Mitarbeitenden Einblick in die Sicherheitsziele und über das Budget, das für Sicherheit und Gesundheit eingesetzt wird. Dies hilft, Ihre Mitarbeitenden für das Thema zu sensibilisieren. Nehmen Sie die Rechte und Pflichten bezüglich Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz in Arbeitsverträge und Stellenbeschreibungen auf. Diskutieren Sie das Thema bei Mitarbeiter- und Einstellungsgesprächen. Und nutzen Sie betriebsinterne Kanäle wie Intranet, Anschlagsbrett oder Besprechungen, um über Neuigkeiten zu informieren. Gehen Sie auch auf Sicherheitsaspekte ein, wenn sie Arbeitsanweisungen erteilen.

Wissen testen und festigen

Mit den niederschwelligen und unterhaltsamen EKAS-Lernmodulen testen und vertiefen Sie Ihre Kenntnisse im Bereich Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz.

Und was heisst das nun für mich als Chef?

Pascal ist froh, sich frühzeitig zur Arbeitssicherheit informiert zu haben. Er nimmt sich fest vor, den Sicherheitsaspekt im Auge zu behalten, während sein Unternehmen wächst, und wo immer nötig rasch zu handeln. Bei seiner Recherche ist er auch auf die EKAS-Lernmodule gestossen. Das Online-Tool hilft ihm, sein Wissen im Bereich Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz zu überprüfen und zu festigen. Und für das nächste Meet-up mit seinem noch kleinen Team hat er als ersten Punkt traktandiert: Wir ziehen um ins neue Büro. Was heisst das für unsere Sicherheit? Was kann jeder dazu beitragen? Und wer unterstützt mich inskünftig als SiBe?


1 Gemäss Artikel 82 des Unfallversicherungsgesetztes (UVG), Artikel 3 der Verordnung über die Unfallverhütung (VUV) und Artikel 6 des Arbeitsgesetzes (ArG).

2 Gemäss EKAS-Richtlinie 6508 über den Beizug von Arbeitsärzten und anderen Spezialisten der Arbeitssicherheit (ASA-Richtlinie), Ziffer 3.1 und 3.3

Nutzen Sie bereits die Online-Tools der EKAS?

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In den sieben Kapiteln der EKAS-Box erfahren Sie in kurzen Videosequenzen, wie Sie für mehr Sicherheit und Gesundheit im Büro sorgen können und worauf Sie dabei achten sollten.

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EKAS-Checkbox

Mit der Web-Applikation und den zwei Smartphone-Apps der EKAS-Checkbox spüren Sie Unfallgefahren im Betrieb auf oder prüfen, ob Ihr Büroarbeitsplatz ergonomisch eingerichtet ist.

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